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Sehnsuchts-Hüttentour durch die Dolomiten: 4 Tage Rosengarten

Ich habe mir so lange mal wieder eine Hüttentour gewünscht, so lange. Und da stand ich nun, irgendwo am Berg, ein mögliches Gewitter im Nacken und eine Fünfjährige bockig auf dem Boden sitzend, die einfach nicht einsehen wollte, warum sie jetzt immer noch bergauf gehen soll. Und ich liebte diesen Moment, diese Tour, es fühlte sich einfach so unfassbar gut an, im Naturpark Schlern-Rosengarten die lang ersehnte Hüttentour zu machen.

Die Planung zur Hüttentour durch den Rosengarten in den Dolomiten

Ich habe mich von Steffi bei adailytravelmate inspirieren lassen, die mit drei Generationen fast genau diese Tour gelaufen ist – merci also an dieser Stelle für die gute Vorplanung von ihr! (Link unten im Beitrag)

Bei uns war es am Ende so: 23,3km | 1.350 HM rauf | 1.320 HM runter

Allerdings wollten wir die erste Etappe kürzer gestalten und starteten so ab der Bergstation in Vigo di Fassa und hatten daher am ersten Tag nur ca. 1,5 Stunden reine Laufzeit bis zur Vajolet-Hütte. Die anderen Tage sind wir exakt wie Steffi mit ihrer Family gelaufen. Tag 1 hat auch super geklappt, nur leider hat die Orga drum herum nicht so geklappt, wie ich es mir gewünscht habe. Denn:

Mein Plan war gut. Wir fuhren mit dem Auto bis Welschnofen/Nova Levante, um dort auf dem kostenlosen großen Parkplatz unser Auto für vier Tage stehen zu lassen. Ich suchte diesen Ort aus, weil wir schließlich am vierten Tag der Tour wieder absteigen und mit dem Bus zurück zum Ausgangspunkt fahren mussten. Ich teilte also die doch recht lange Busfahrt zwischen Seiser Alm und Vigo di Fassa fast genau in der Mitte und entdeckte eben jenen belebten und kostenlosen Parkplatz. Der Bus zur Talstation in Vigo di Fassa fuhr stündlich, wir waren gut in der Zeit. Blöd nur, wenn der Bus dann nicht kommt. Und noch blöder, wenn der nächste Bus eine Stunde später dann so voll ist, dass wir nicht mehr reingepasst haben. Und dann standen wir da – frustriert, mit einem Wutwichtel, der sich schon aufs Busfahren gefreut hat. Holla, das hat meinen Urlaubsmodus kurz ins Wanken gebracht, denn wir hatten immerhin schon echt lang gewartet, nachmittags sollte es wahrscheinlich gewittern.

Wir entschlossen uns also, mit unserem Auto wieder zurückzugurken nach Vigo, um dort zu parken und wenigstens dann noch mittags unsere erste Etappe zu beginnen. Tja, mittags sind natürlich alle Parkplätze für die Gondel bereits voll. Und frei war nur noch die Garage, für die wir am Ende läppische 78€ Parkgebühren zahlten. Immerhin war’s dann videoüberwacht. Seufz. Das hat also mal gar nicht geklappt.

1. Etappe: Von Vigo di Fassa Bergstation zur Vajolet-Hütte

Alter Schwede, hier war Autobahn pur. Das Areal direkt an der Bergstation ist ja zum Weglaufen. Breite Wege, ein Restaurant neben dem anderen, Event-Kinderfänger aka Spielplätze – und eine so unglaublich schöne Aussicht, dass ich den Rest um mich herum getrost vergessen konnte.

Wir begannen unsere Etappe gemütlich rein ins ansteigende Tal, es gab tatsächlich eine Italienerin, die sich bei ihrem Mann beschwerte, wie er sie auf solche Wege mitnehmen könne. Ich verkniff mir ein Lächeln und hoffte, dass sie bald umkehren würde. Allerdings rechnete ich nicht mit dem Aufgebot, das es um die Gardeccia Hütte gab. Hallelujah, hier gab’s Souvenir-Shops (ja!) an Restaurants an Spielplätzen. Ich kam mir vor wie bei Mario World – ein ständiges Ausweichen und vor allem Weiterlaufen! Außerdem bestand die Challenge noch darin, die Räubertochter am ganzen glitzernden Souvenir-Schrott vorbeizulotsen und sie zu überzeugen, dass das Essen auf der Vajolet-Hütte besser sei als jedes Eis hier.

Vielleicht ist es für manche von euch nicht so eine Tortur, so einen Ort zu durchqueren. Für mich war es das in dem Moment, da ich zumindest etwas Ruhe und schweißtreibende Abgeschiedenheit in den Bergen suchte. Dieser Wunsch war für die Dolomiten vielleicht etwas vermessen, aber nun gut, here we are.

Nachdem wir die Gardeccia-Mall hinter uns gelassen hatten, ging es wirklich steil bergauf. Nicht hilfreich war der E-Biker, der laut und fröhlich allen um sich herum verkündete, dass in 20 Minuten eine Regenfront kam und dann fröhlich in die Pedale trat und abrauschte. Danke. Diese Info war mit Kind und noch einigen Höhenmetern vor einem ein Traum und sooooo hilfreich. Unsere Info war, dass der Regen erst gegen 15 Uhr kommen sollte, aber ein wenig unruhig wurden wir trotzdem.

Zum Glück konnten wir unsere Kleine zum zügigen Wandern ermuntern und ein paar Meter ging’s auch noch auf Nicos Schultern, um dann mit herrlich sanft abkühlenden Regentropfen an unserer ersten Hütte anzukommen. Der richtige Regen blieb aber aus und das Unwetter kam erst um 17 Uhr, als wir schon lange gemütlich unser Zimmer bezogen hatten.

Unsere erste Hütte nahe der Vajolet-Türme
Zum Abschied watt Leckeret

Wie gefällt mir die Vajolet-Hütte?

Es ist eine große Hütte mit ca. 130 Betten. Und sie waren alle belegt. Ich ließ mich in der Stube vom hektischen Treiben irgendwie anstecken und schaufelte das Abendessen einfach in mich rein. Selbst Schuld, denn es war gut. Die Servicekräfte waren sehr nett, obwohl es hoch her ging. Und das Essen kam so schnell, dass wir erst dachten, die Bedienung hätte sich im Tisch vertan. Verständigen konnten wir uns in einer Mischung aus Englisch und ein wenig Deutsch (Italienisch kann ich wirklich nur, um nicht grob unhöflich zu wirken), das hat wunderbar geklappt. Unser Zimmer war etwas bettgestellquietschig, gemütlich und ausreichend. Wir haben in dieser Nacht alle gut geschlafen. Das Frühstück am nächsten Morgen war mit etwas pappigen Brötchen, aber tollem Joghurt okay.

Wir zogen mit einer ganzen Meute anderer los und diese Gruppendynamik brachte uns mit der Kleinen ein gutes Stück voran, bis sie feststellte, dass es blöd ist, morgens um 8.30 Uhr bergauf zu latschen. Wir führten die erste von vier Grundsatzdiskussionen. Es gehört halt dazu. Das ist okay, denn die Diskussion hätten wir in jedem Urlaub, die Berge nicht.

Blick zurück am zweiten Morgen

2. Etappe: Von der Vajolet-Hütte durchs krasse Kar zur Tierser Alpl Hütte

An diesem Tag stand uns die längste und schwerste Tour bevor und wir beäugten unseren Wutwichtel mit Argwohn. Mal sehen, was der Tag uns bringen würde. Auf jeden Fall war wieder eine Gewitterwarnung so ab ca. 15 Uhr ausgesprochen worden.

Nach der ersten Grundsatzdiskussion kamen wir wieder gut voran und erreichten bald die Grasleitenpasshütte. Hier konnten wir eine Rast machen, den wichtigen Stempel fürs Tourenbuch einsacken und dann im Klettergeschirr rein in den Kar wandern.

Was uns enorm geholfen hat, und dafür bin ich ALLEN dankbar, die uns begegnet sind, ist der gute Zuspruch an unsere Wanderbiene, der sie enorm motiviert hat! „Bravo“ und „brave bambina“ – ich habe noch nie so gern übersetzt wie an diesen Tagen. Der Weg hinab in den Kessel war steil, schottrig und atemberaubend.

Den Molignon Pass hatten wir lange vor Augen – dort wollten wir hoch
Schotterwüste vom Feinsten und atemberaubend schön

Er war deutlich erkennbar und in Summe nicht zu schwer für uns, ich war aber froh, dass wir unsere Räubertochter am Seil hatten. Die ganze Zeit konnten wir die Scharte sehen, die wir wieder hinaufsteigen mussten. Ein echt ordentliches Stück Berg, auch ohne Kind. Wir machten in der Kesselsohle eine ausgiebige Pause und wagten uns dann an den Aufstieg. Mit der Grundsatzdiskussion Numero 2.

Warum ich auf die Nennung dieser Diskussionen in meinem Beitrag hier bestehe? Ich möchte zeigen, dass es ganz konkret manchmal einfach kotzenervig ist, zum Aus-der-Haut-Fahren. Verdammt, ja. Aber ich wollte in diesen Momenten trotzdem nirgendwo anders sein und meiner Kleinen genau das hier zeigen und erleben lassen können. Also, die Hüttentour, nicht die Diskussionen.

Gummibärchen halfen nix, „Bravissimo“ half nix, es half nur warten, sitzen und immer wieder reden. Irgendwann konnten wir dann den richtigen Anstieg hoch zum Molignon Pass angehen. Und auf einmal machte es in ihrem Kopf ‚Klick‘ – sie ging mutig und voller Elan voran – sie wollte Oma später erzählen können, dass sie die schwierigste Etappe ganz allein gelaufen ist und nicht einen Schritt auf den Schultern ihres Papa verbracht hat. Zack. Gesagt, getan.

Finally – am Molignon Pass mit Blick zurück zum Grasleitenpass

Als wir an der Tierser Alpl Hütte ankamen, hatte ich Pipi in den Augen, so stolz war ich auf meinen kleinen Meckerkopp! Außerdem kannten uns schon ein paar andere von der Vajolet-Hütte, die bereits kuchenseelig auf der Terrasse saßen. Mit anerkennenden Blicken empfingen sie unsere Wanderbiene und klatschten mit ihr ab. Der Respekt ging an sie – und an uns Eltern, die es mit ihr geschafft haben und sie dazu motivieren konnten.

Wir konnten den Nachmittag entspannt mit unseren neuen Freundinnen und Freunden bei Schafen, UNO junior und herrlichem Essen ausklingen lassen. Dass wir in einem 12-Bett-Zimmer mit einer Fünfjährigen gelandet sind, war dann tatsächlich nur Nebensache. Und zum Glück hat es wunderbar geklappt. Danke nochmal an die vier Mädels und den vier Ladies, mit denen wir einfach eine gute Zeit hatten.

Socken lüften im 12-Bett-Zimmer: ein Hochbett für uns drei war super, trotzdem abschüssig – ich schlief außen…

Hinweise zu dieser Etappe mit zwei seilversicherten Stellen:

Im Vorhinein und einer Wanderbiene mit wenig Bergerfahrung machten wir uns schon darüber Gedanken, was diese beiden seilversicherten Stellen sein sollen. Daher hab ich euch von genau diesen beiden Stellen Bilder mitgebracht, damit ihr es besser einschätzen könnt.

  1. Seilversicherung im Anstieg zum Molignon Pass: Hier hab ich die Stelle fast verpasst und daher erst fotografiert, als wir vorüber waren. Das sagt ja fast schon alles, oder? An einer Stelle im Anstieg ging es an einem großen Felsen vorbei und ich glaub, es war einfach nett gemeint, an dieser Stelle ein Seil einzuhängen. Die Stelle empfand ich persönlich als genauso rutschig und steinig wie den Rest des Aufstiegs.
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  2. Seilversicherung kurz vor der Tierser Alpl Hütte: Vom Molignon Pass kommend muss man ‚auf einmal‘ zur Hütte absteigen, der Fels endet einfach. Das Seil fand ich an dieser Stelle dann wirklich hilfreich und gerade mit schwerem Gepäck oder nassem Stein unter den Füßen dann wirklich komfortabel, aber für unser Empfinden nicht schwierig, sondern schön kraxelig. Unsere Kleine hatte sehr viel Spaß an der Passsage – super, dann geht’s bald ab an den Klettersteig. Hehe.
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3. Etappe: Von der Tierser Alpl Hütte zum Schlernhaus

Wir ließen uns Zeit am nächsten Morgen, denn die Etappe umfasste nur 5,5 km und 290 Höhenmeter. Die Motivation von Mini war unterirdisch, also kamen wir ganze 10 Meter weit. Dann war’s zu kalt, der Wind zu stark und sowieso alles Mist. Mir wurde auch langsam kalt, aber es half nichts. Mit Kind bekommt man immer in den unpassendsten Momenten ungewollte Resilienz-Trainings. Danke… oder so.

Abendstunden an der Tierser Alpl

Der erste Teil der Etappe gestaltete sich als sehr schön, da uns der Pfad unterhalb der Roßzähne entlang führte. Wir konnten einen Blick in den steilen Abstieg ins Bärenloch erhaschen (soll auch eine wunderschöne Ecke sein, wenn man von der Grasleitenhütte kommt) und erklommen dann nach und nach die Felsen, um auf das Hochplateau des Schlern zu gelangen.

Sobald man einmal das Rosengartenmassiv verlassen hat, geht es sanft bergab und das große Schlernhaus konnten wir schon lange aus der Ferne sehen. Tagesziel und Flachland voraus sozusagen.

Erstaunliche Wegfunde
wir haben bestimmt hunderte Edelweiss auf der gesamten Tour gesehen – so wunderschön.

Es ist doch wirklich erstaunlich, wie die Dolomiten gewachsen sind, wir befanden uns mitten in den Alpen und schauten doch in eine Weite, die ans Allgäu erinnerte. Mit einem Blick über die Schulter erinnerte ich mich daran, dass der Rosengarten noch da war – denn wenn ich nur voraus schaute, sah einfach alles so recht flach aus. Das hat meine Motivation nicht besonders gesteigert – ich bin da so simpel gestrickt. Je flacher es wurde, desto muffeliger wurde ich. Ich kann’s nicht ändern.

Einmal noch über einen Hügel und dann weit hinaus auf das Hochplateau des Schlern
Bissl kalt, bissl wenig Berge vor Augen, bissl muffelig^^
Und dann kam Eseli – OMG! Ich liebe Esel, Esel sind einfach die besten. Er begleitete uns sogar ein Stück!

Aber was soll ich sagen, als wir abends am Schlernhaus dann zum Rosengarten schauten und das Alpenglühen in all seiner Pracht bewundern durften, war meine Muffeligkeit mit dem Abendwind fortgeweht.

Das Haus ist schön gebaut und hat eine riesige Stube – und eine sehr bewegte Geschichte, uff. Und wir lernten eine super nette Familie kennen, die unsere Tour quasi in umgekehrter Richtung laufen wollte. Verdammt, warum war unsere Hüttentour schon fast vorbei?

Hallo Catinaccio, hallo Rosengarten ♥

Na ja, andererseits merkten wir wirklich, dass unsere Räubertochter müde wurde. Mit jedem Tag ein bisschen mehr. Und so war es okay, dass wir am nächsten Tag absteigen würden.

4. Etappe: Abstieg vom Schlernhaus zur Seiser Alm und dann mit der Gondel ins Tal

Nach einem üppigen Frühstück schulterten wir unsere doch recht schweren Rucksäcke und machten uns bei herrlichstem Bergwetter auf, den Abstieg zur Seiser Alm zu meistern. 700 Höhenmeter waren zurückzulegen.

Der Weg war sehr gut ausgeschildert und auch sehr gut zu gehen, nichtsdestotrotz kam Mini an dem Tag öfter auf die Schultern zum Ausruhen. Nicht zuletzt, weil sie einmal stolperte und sich das Knie aufschlug. (Nie hat man Gummibärchen zur Hand, wenn man sie ernsthaft braucht).

Blick hinab zur Seiser Alm

Uns kamen recht viele Wandersleut entgegen. Nicht umsonst hieß dieser Pfad auch „Touristensteig“. Hoch zum Schlernhaus, was futtern, und dann wieder absteigen – das war wohl die normale Tageswanderung. Sie wussten nicht, was sie verpassten, denn sie hatten das Alpenglühen abends am Rosengarten nicht gesehen. Unser Sonnenuntergang war wirklich zum Niederknien gewesen und ich schwor mir fürs nächste Mal, zwei Nächte auf der letzten Hütte zu bleiben.

Im Zickzack hinab und dann über die Seiser Alm im hügeligen Auf und Ab bis zur Gondel

Was soll ich noch mehr erzählen? Der letzte Abstieg runter vom Hochplateau war für mich ein ebenso langer emotionaler Abschied. Von den Bergen. Der Hüttentour. Dem Gefühl vom Raus-Sein aus dem ganzen Gewese. Ich hätte noch ewig weiterlaufen können, aber es war ein fairer Kompromiss für alle beteiligten, wieder ins Tal abzusteigen und uns bei Gelato und Pizza verwöhnen zu lassen. War auch okay, mehr als okay. Was für eine herrliche Hüttentour.

2 Kommentare zu “Sehnsuchts-Hüttentour durch die Dolomiten: 4 Tage Rosengarten

    1. Liebe Steffi, ja sicher hat’s mir gut gefallen, gar keine Frage. ^^
      Ich als Ruhri muss meckern, wennet watt zu meckern gibt, manchmal muss datt einfach raus. Aber lass dich davon nicht irritieren – die Tour war Balsam für meine Seele!

      Liebe Grüße!
      Corinna

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